Substanz
Cannabis ist eine Substanz, die aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa) hergestellt wird. Sie stammt aus der Familie der Maulbeergewächse und enthält unterschiedliche Wirkstoffe, die Cannabinoide. Die wichtigsten sind Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabinol und Cannabidiol. Die häufigsten Gebrauchsformen von Cannabis sind getrocknete Blütenteile der weiblichen Hanfpflanze (Marihuana) und aus dem Harz der Pflanze gewonnenes Haschisch. Sehr oft erfolgt die Aufnahme von Cannabis durch Rauchen, seltener durch Verzehr.
Geschichte
Cannabis gehört zu den ältesten Rauschmitteln und besitzt eine sehr lange Tradition als Nutz- und Heilpflanze. In China wurde Hanf schon vor 4000 Jahren für die Herstellung von Kleidern und Seilen und als Heilmittel verwendet. Wahrscheinlich hat sich die Pflanze über Indien in den Mittleren und Nahen Osten und dann über Europa bis nach Nord- und Südamerika ausgebreitet. Die bedeutendsten Anbaugebiete für die Haschischproduktion liegen heute im Nahen und Mittleren Osten (Türkei, Libanon, Afghanistan, Pakistan), in Nordafrika (Marokko) sowie in Thailand und Nepal. In Europa spielte Hanf lange Zeit eine wichtige Rolle zur Fasergewinnung. Die Rauschwirkung wurde hier zwar schon im 19. Jahrhundert bekannt, der verbreitete Konsum begann jedoch erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. In Deutschland ist Cannabis das nach Alkohol und Nikotin am häufigsten konsumierte Rauschmittel.
Wirkung
Die psychischen Wirkungen von Cannabis sind vielschichtig und hängen von der verwendeten Menge und Qualität der Substanz, sowie der allgemeinen Grundstimmung des Konsumenten ab. Sie können von euphorisierend bis entspannend oder auch halluzinogen reichen und verlaufen häufig in mehreren Phasen. Beim Rauchen von Cannabis tritt der Rausch schnell auf und dauert ein bis vier Stunden. Am intensivsten wird er nach 30 bis 60 Minuten erlebt. Viele Konsumenten berichten eine Verbesserung der Stimmung und des Wohlbefindens. Das geht häufig einher mit einem verminderten Antrieb und Passivität. Unerwünschte Nebeneffekte des Rauschs können sein: Denkstörungen, Einschränkung von Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Die körperlichen Wirkungen sind: Pulsbeschleunigung, Blutdruckanstieg, Pupillenerweiterung und Mundtrockenheit sowie allgemeine Beruhigung.
Abhängigkeit
Durch langjährigen Dauerkonsum von Cannabis kann es zur Entwicklung einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit kommen. Die Abhängigkeitsraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind niedriger als bei den legalen Drogen Alkohol (4%) und Nikotin (10%).6 Bei Cannabis sind es 2 bis 3 Prozent.5 Bei regelmäßigem Konsum über einen längeren Zeitraum stellt sich häufig eine Toleranz gegenüber der Droge ein. Infolge dessen müssen deutlich höhere Mengen konsumiert werden, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Manche langjährigen Konsumenten berichten Entzugsbeschwerden, beim Versuch weniger oder nichts mehr zu rauchen 1 , (z.B. Schlafstörungen, Schwitzen, depressive Verstimmung, Gereiztheit).
Leistungsfähigkeit
Dauerhafter intensiver Konsum kann ein Nachlassen der Merkfähigkeit und des Gedächtnisses, sowie der Konzentrationsfähigkeit bewirken.2,3,4 Bei vielen Dauerkonsumenten gibt es weiterhin Verschlechterungen bei der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit 3 , der Lernfähigkeit und Aufmerksamkeit 2,3,4 , sowie der visuellen Wahrnehmung.1 Bei vielen Personen führen die Beeinträchtigungen zu Problemen in der Ausbildung oder im Beruf.
Weitere Risiken
Durch häufigen oder dauerhaften Konsum von Cannabis kann es zu einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Lungenfunktionen kommen.
Die nachfolgenden 11 Fragen sollen Anhaltspunkte zum Cannabiskonsum geben und gegebenenfalls helfen, den Konsum zu überdenken. Dabei handelt es sich um Kriterien für Cannabismissbrauch und -abhängigkeit, die von einer Expertenkommission der American Psychiatric Association (APA) formuliert wurden. Sie sind im weltweit verwendeten Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-IV) veröffentlicht. Allerdings kann dieser Kurztest kein persönliches Gespräch ersetzen. Wer sich über den Cannabiskonsum unsicher ist, kann ein vertrauliches Gespräch in Beratungsstellen bekommen oder sich beim CANDIS-Projekt melden.
Trends
Cannabis ist die in Deutschland am häufigsten verbreitete illegale Droge. Bevölkerungsumfragen zeigen, dass der Konsum vor allem bei jüngeren Personen bis zum Jahr 2003 zugenommen hat und sich jetzt auf einem hohen Niveau stabilisiert. Im Jahre 1997 gab ein Viertel der 18 bis 24-Jährigen an, jemals Cannabis konsumiert zu haben2 . 2006 waren es bereits etwa 40% in dieser Altersgruppe1 . Etwa 8% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen konsumieren einmal im Monat oder häufiger.
Ca. 21.000-41.000 Personen waren im Jahre 2006 wegen Problemen mit Cannabis in ambulanter Behandlung.
Literatur
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Kraus, L., Augustin, R. & Orth, B. (2005). Illegale Drogen, Einstiegsalter und Trends. Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys 2003. Sucht 51 Sonderheft 1, 19-28.
Kraus, L. & Bauernfeind, R. (1998). Repräsentativerhebungen zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland 1997. München: Institut für Therapieforschung.
Ehrenreich, H., Rinn, T., Kunert, H. J., Moeller, M. R., Poser, W., Schilling, L., Gigerenzer, G., Hoehe, M. R. (1999). Specific attentional dysfunction in adult following early start of cannabis use. Psychopharmacology 142, 295-301.
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Schneider, M., Koch, M. (2003). Chronical Pubertal, but not Adult Chronic Cannabinoid Treatment Impairs Sensomotor Gating, Recognition Memory, and the Performance in a Progressive Ratio Task in Adult Rats. Neuropsychopharmacology 28. 1760-1769.
Sydow, K. von, Lieb, R., Pfister, H., Höfler M., Sonntag, H. & Wittchen, H.-U. (2001). The natural course of cannabis use, abuse, and dependence over four years: a longitudinal community study of adolescents and young adults. In: Drug and Alcohol Dependence 64, 347-361.
Wittchen, H.-U., Nelson, C.B. & Lachner, G. (1998). Prevalence of mental disorders and psychosocial impairments in adolescents and young adults. Psychological Medicine, 28, 109-126.